Würzburg
Samstag 11.01.2025:
Würzburg sollte im Januar mein erstes Ziel für ein ganzes Wochenende sein. Nachdem es im November und Dezember bei meinen ICE-Fahrten nach Lübeck, Bremerhaven und Rostock zu kleineren Verspätungen gekommen war – die jedoch nicht weiter schlimm waren – überraschte mich die DB Fernverkehrs AG mit einem Gutschein im Wert von 15,- Euro für eine kommende Bahnreise. Und das, obwohl ich für die insgesamt noch recht angenehmen Fahrten gar keine Entschädigung beantragt hatte. Einen Reisegutschein einfach verfallen zu lassen, kam für mich natürlich nicht infrage. Daher entschied ich mich, am 11.01.2025 den ICE 882 von München nach Würzburg zu nehmen. Dank des Gutscheins musste ich lediglich die Sitzplatzreservierung zahlen. So konnte ich etwa 2,5 Stunden früher in Würzburg ankommen und hatte dadurch noch mehr Zeit, die Stadt ausgiebig zu erkunden.
Die Reise von Übersee nach München und weiter mit dem ICE nach Würzburg verlief vollkommen reibungslos und ohne Verzögerungen. So erreichte ich an diesem sonnigen Winter-Samstag den Würzburger Hauptbahnhof pünktlich um 10:25 Uhr. Dort gönnte ich mir zunächst ein zweites Frühstück, um gestärkt und gut vorbereitet die Stadt erkunden zu können.
Was mir besonders positiv in Erinnerung bleiben wird, ist die Gedenkstätte zur Deportation der Juden während der dunkelsten Zeit zwischen 1933 und 1945. Sie erinnert eindringlich daran, dass auch die Reichsbahn eine tragende Rolle in diesen Ereignissen spielte. Meiner Meinung nach wurde das Denkmal sehr gelungen umgesetzt, und zwar aus folgendem Grund: Es zeigt zwar keine Personen, doch die eindrucksvoll nachgestellten Gepäckstücke der Deportierten am Bahnsteig schaffen ein kraftvolles Bild. Dieses Symbol regt aus meiner Sicht besonders zum Nachdenken an. Wir müssen alles tun, damit solche Verfolgungen in Zukunft nicht wieder passieren und Menschen nur aufgrund ihrer Religion oder ähnlichen Deportiert und Ermordet werden.
Mein wichtigstes Ziel in Würzburg war natürlich die Alte Mainbrücke. Der Anblick dieser Brücke ist jedes Mal aufs Neue beeindruckend. Besonders gefällt mir die entspannte Atmosphäre, wenn Menschen dort verweilen, ein Glas Wein genießen und miteinander ins Gespräch kommen. Genau das war auch an diesem Samstag wieder der Fall. Trotz kühler Temperaturen sorgte die strahlende Sonne für eine einladende Stimmung.
Am Ende der Brücke fiel mein Blick auf das „Spitäle an der Alten Mainbrücke“. Hier befindet sich der Ausstellungsraum der VKU - Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens e.V.. Zwischen dem 11. Januar und 2. Februar 2025 läuft dort die Ausstellung „Magic Moments“ von Norbert Schmelz. Die Ausstellung präsentiert Fotografien aus verschiedenen Bereichen seines Wirkens. Besonders beeindruckt haben mich die Werke aus der Porträt- und Tanzfotografie. Auch die übrigen Fotografien sind sicherlich sehenswert. Erwähnenswert ist, dass ich die Ausstellung vor der offiziellen Eröffnung um 19 Uhr besuchen durfte – und sogar der erste Besucher war, der diese Werke zu Gesicht bekam.
Falls Sie in Würzburg sind und die Ausstellung noch läuft, sollten Sie einen Abstecher dorthin machen. Doch auch die nachfolgenden Ausstellungen in diesen Räumen dürften einen Besuch wert sein. Selbst, wenn Sie nicht wegen der Kunst hingehen, sind die Räumlichkeiten allein einen Blick wert.
Nach meinem Besuch im Spitäle zog es mich an einen weiteren besonderen Ort der Stadt – hoch über dem Main gelegen: die Festung Marienberg mit dem Museum für Franken. Sie können bequem mit dem Auto hochfahren, aber ich empfehle den Fußweg von der Stadt hinauf zur Festung. Zwar gibt es einige steile Passagen und Treppen, aber die Mühe lohnt sich. Oben angekommen, erwartet Sie ein atemberaubender Blick auf die Würzburger Altstadt und die umliegende Landschaft.
Das Museum widmet sich der Bewahrung, Erforschung und Präsentation von Kunst, Kultur und Geschichte Frankens. Die Sammlung umfasst Exponate aus dem Mittelalter, dem Barock, der Romantik bis hin zur Moderne. Besonders interessant fand ich die Gemälde aus dem 17. und 18. Jahrhundert sowie die Schmuck- und Kunstgegenstände aus der Römerzeit. Auch archäologische Funde von der Altsteinzeit bis zur frühen Neuzeit sind zu sehen – ein spannender Einblick in die Geschichte.
Falls Sie einen kostengünstigen Besuch planen, lohnt sich ein Abstecher am Sonntag: der Eintritt kostet dann nur einen Euro. Aber auch an anderen Tagen ist das Museum den Eintrittspreis wert. Zudem eignet sich ein Besuch hervorragend, um die Wartezeit auf eine Führung durch die Festung Marienberg zu überbrücken.
Die Festung selbst kann ausschließlich im Rahmen einer Führung erkundet werden. In etwa 45 Minuten tauchen Sie in die bewegte Geschichte der Festung ein und erhalten Zugang zu exklusiven Bereichen, die sonst nicht zugänglich sind. Die Geschichte der Festung reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück. Besonders beeindruckend sind die Marienkirche aus dem Jahr 706, der über 40 Meter hohe Bergfried sowie das Brunnenhaus mit seiner rund 100 Meter tiefen Zisterne. Spannend ist auch die Geschichte der schwedischen Erstürmung während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1631, die das heutige Erscheinungsbild der Festung nachhaltig geprägt hat. Zudem erfahren Sie mehr über die teils konfliktreiche Beziehung der Bischöfe der Festung zur Stadtbevölkerung. Aktuell dauert die Führung wegen Bauarbeiten etwa 60 Minuten – zusätzliche Zeit, um die Festung noch intensiver zu erleben. In den Wintermonaten sind einige Wehrgänge geschlossen, da sie den Winterschlaf der Fledermäuse schützen. Dennoch können Sie den Fürstengarten und Teile des Burghofs ausgiebig erkunden.
Zum Abschluss möchte ich Ihnen den atemberaubenden Ausblick von der Festung auf die Würzburger Altstadt wärmstens empfehlen – ein unvergesslicher Moment!
Nach meinem Besuch der Festung Marienberg machte ich mich auf den Weg zurück in die Altstadt von Würzburg, um dort ein kleines Mittagessen zu genießen. Meine Wahl fiel auf Willy´s Fritten, wo es authentische holländische Fritten mit Currywurst zu einem fairen Preis gibt. Der Verkaufsraum ist zwar nicht besonders groß, aber je nach Tageszeit unterschiedlich gut besucht. Die Fritten werden stets frisch zubereitet und schmecken entsprechend köstlich. Natürlich gibt es in der Stadt zahlreiche weitere Restaurants, die zum Verweilen einladen. Ein besonderes Highlight ist der Ratskeller, der direkt am Rathaus gelegen ist und mit fränkischen Spezialitäten überzeugt.
In der Würzburger Altstadt lohnt es sich auf jeden Fall, die beeindruckenden Kirchen zu besichtigen, allen voran den majestätischen Kiliansdom. Direkt neben dem Dom befindet sich das Museum am Dom (kurz MAD), das erst 2003 eröffnet wurde. Das Museum wirbt mit dem Slogan „Tradition trifft Moderne“ – und genau das wird hier spürbar. Moderne Kunst und Werke aus vergangenen Zeiten verschmelzen zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Sie können in verschiedene Themenwelten eintauchen und die Kunst auf eine ganz besondere Weise erleben. Einige Ausstellungen laden Sie sogar ein, selbst Teil der Kunst zu werden. Dieses außergewöhnliche Museum, direkt am Dom gelegen, sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Auf meinen Fotos können Sie bereits einen Eindruck von der wunderschönen Stadt Würzburg gewinnen. Doch um all ihre Facetten zu entdecken, sollten Sie die Stadt unbedingt selbst besuchen – es lohnt sich!
Sonntag 12.01.2025:
Mein Sonntag stand ganz im Zeichen der Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Um mich diesem besonderen Spannungsfeld widmen zu können, begann der Tag selbstverständlich mit einem stärkenden Frühstück. Dieses genoss ich wieder im Hotel, bevor ich anschließend mit dem Bus direkt zur Residenz fuhr. Die Residenz, die als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet ist, zieht natürlich viele Besucher an. Auf ihrer offiziellen Website heißt es dazu:
In der Begründung zur Aufnahme der Würzburger Residenz heißt es: „Zwischen 1740 und 1770 ausgestattet und zwischen 1765 und 1780 mit prachtvollen Gärten versehen, wird die Würzburger Residenz als das einheitlichste und außergewöhnlichste aller Barockschlösser betrachtet und veranschaulicht einen der strahlendsten Fürstenhöfe Europas. Sie ist einzigartig durch ihre Originalität, ihr ehrgeiziges Bauprogramm und die internationale Zusammensetzung des Baubüros." Quelle; Lesedatum 12.01.2025
Das Schloss können Sie sowohl mit als auch ohne Führung erkunden. Dennoch empfehle ich Ihnen, eine Führung hinzuzubuchen. So erhalten Sie spannende Einblicke in die Geschichte des Bauwerks und die beeindruckende Baukunst. Wussten Sie etwa, dass das Deckenfresko im Eingangstreppenhaus eine Fläche von 680 m² umfasst? Es zeigt die vier damals bekannten Kontinente sowie die Erbauer und Künstler, die am Bau des Schlosses beteiligt waren.
Im prunkvollen Kaisersaal erwartet Sie ein weiteres Highlight: das Deckenfresko von Giovanni Battista Tiepolo. Es zeigt die Hochzeit von Kaiser Barbarossa mit Beatrix von Burgund, die am 17. Juni 1156 stattfand. Diese Heirat war allerdings weniger eine romantische Verbindung, sondern vielmehr ein strategisches Bündnis.
Während der Führung wird auch ein Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschaffen. Die Lehren der Geschichte helfen uns, die Gegenwart besser zu verstehen und kluge Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Gerade in einer Zeit, in der Populisten, Narzissten und machtbesessene Politiker oft scheitern, sind historische Erkenntnisse von unschätzbarem Wert. Eine der wichtigsten Lektionen: Erfolgreiche Politik erfordert Weitsicht, Kompetenz und eine solide Bildung. Sprach- und Kulturkenntnisse schaden dabei sicher nicht.
Nach meinem Schlossbesuch habe ich mich der modernen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts im Museum im Kulturspeicher gewidmet. Besonders beeindruckt hat mich die Ausstellung „Dieter Stein – die Augen auswaschen“, die bis zum 23. Februar 2025 verlängert wurde. Dieter Stein, der 2024 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, zeigt mit seinen Werken faszinierende Perspektiven, die zum Nachdenken anregen. Auch Teile der Städtischen Sammlung werden derzeit neu präsentiert. Das Museum überzeugt durch seine klare und durchdachte Präsentation, die ebenfalls zum Nachdenken inspiriert.
Anbei finden Sie einige Eindrücke meines heutigen Tages in Bildern. Würzburg hat noch so viel mehr zu bieten – ich bin mir sicher, dass ich schon bald wiederkommen werde.
Meine Rückreise verlief nicht nur reibungslos, sondern auch überaus pünktlich. Auf dem ersten Abschnitt zwischen Würzburg und Treuchtlingen gönnte ich mir einen kurzen Mittagsschlaf im Zug, um die Eindrücke des Vormittags in Ruhe verarbeiten zu können.
Der Streckenabschnitt zwischen Treuchtlingen und München ist besonders beeindruckend. Die schroffen Felsen und malerischen Gewässer entlang der Strecke laden dazu ein, die Landschaft ausgiebig zu bestaunen. Ich empfehle, diese Fahrt mit voller Aufmerksamkeit zu genießen, um nichts zu verpassen. Selbst der Anschluss in München zum Zug nach Salzburg klappte reibungslos und ohne Verzögerung.