Fürth
Meine Reise nach Fürth war für einen angenehm milden Sommertag im Juni geplant. Der Tag begann früh, noch vor Sonnenaufgang, mit der Fahrt aus dem Chiemgau über München und Nürnberg. Ab Nürnberg gibt es verschiedene Möglichkeiten, um nach Fürth zu gelangen – entweder mit der Regionalbahn oder der U-Bahn. Beide Optionen haben ihren Reiz. Für die Hinfahrt entschied ich mich für die Regionalbahn, die mich in weniger als zehn Minuten vom Nürnberger Hauptbahnhof nach Fürth brachte. Direkt am Bahnhof in Fürth beginnt die etwa 3 Kilometer lange Lauschtour – ein einzigartiger Stadtrundgang durch die Stadt mit der höchsten Denkmaldichte in Bayern. Der Ausgangspunkt dieser Tour ist der Centaurenbrunnen. Dieses beeindruckende Denkmal aus dem 19. Jahrhundert entstand zur Zeit der Industrialisierung und ist ein echter Blickfang. Auf der Tour entdecken Sie faszinierende Geschichten über die prächtigen Straßenzüge, die in jener Epoche entstanden sind,
sowie Wissenswertes über die erste Zugverbindung zwischen Nürnberg und Fürth. Eine rundum spannende Reise durch Geschichte und Architektur erwartet Sie!
Im Jahr 1835 rollte die erste deutsche Eisenbahn zum Ludwigsbahnhof, ein Meilenstein in der Geschichte des Landes. Doch dieser Bahnhof musste 1938 den Plänen der Nationalsozialisten weichen, die den Platz für ihre Aufmärsche nutzten. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Ort einen neuen Namen und ist heute als "Fürther Freiheit" bekannt. Ganz in der Nähe finden Sie den Paradiesbrunnen, gestiftet von Max Grundig. In der ehemaligen Hauptverwaltung seiner Firma befindet sich heute das Rundfunkmuseum der Stadt Fürth.
Die einstige Bahntrasse, auf der der legendäre Zug Adler täglich verkehrte, wurde liebevoll in einen Park verwandelt. Entlang der Strecke zeugen prachtvolle Häuser aus der Ära des wirtschaftlichen Aufschwungs von der damaligen Bedeutung der Eisenbahn. Zur Bauzeit galt es als äußerst modern und prestigeträchtig, nahe an der Bahntrasse zu wohnen – beispielsweise an der Königswarterstraße, die ein Symbol für Fortschritt und Innovation war. Heute zieht es die Menschen jedoch weniger in die Nähe von Bahngleisen. Eine weitere prachtvolle Straße in Fürth ist die Hornschuchpromenade. Die beeindruckende Architektur entlang dieser Straße ist ein echtes Highlight. Gönnen Sie sich einen Spaziergang, bewundern Sie die aufwendigen Fassaden und genießen Sie die friedvolle Atmosphäre der charmanten Luisenanlage.
Der Weg führt Sie weiter zur Auferstehungskirche und in den idyllischen Stadtpark. Die 1826 erbaute Kirche ist nicht nur von außen ein Hingucker – auch das Innere lädt zum Staunen ein. Bewundern Sie die faszinierende Architektur und genießen Sie gleichzeitig die angenehme Kühle des Raumes. Auf dem Dach der Kirche thront das berühmte Fürther Kleeblatt, ein echtes Wahrzeichen der Stadt. Nach diesem Besuch sollten Sie unbedingt einen Spaziergang durch den malerischen Stadtpark einplanen, bevor die Lauschtour weitergeht.
Von der Auferstehungskirche und dem Stadtpark führt der Weg zur imposanten Schwesterkirche, die liebevoll „Ulf“ genannt wird – eine Abkürzung für Unsere Liebe Frau. Dieses beeindruckende Bauwerk entstand mit finanzieller Unterstützung der evangelischen und jüdischen Gemeinden Fürths – ein starkes Symbol für das friedliche Miteinander der Religionen.
Von hier aus führt der Weg am Amtsgericht vorbei zum Theater der Stadt Fürth, das 1902 erbaut wurde. Ein spannendes Detail für Architekturfreunde: Ein nahezu identisches Gebäude existiert in Czernowitz, Ukraine – ein faszinierender Fun Fact!
Die Tour setzt sich entlang der Bäumenstraße fort, die zum markanten Rathaus mit seinem imposanten Turm führt. Das Rathaus, dessen Design vom Palazzo Vecchio in Florenz inspiriert wurde, zählt zu den Wahrzeichen der Stadt. Im Gegensatz zu den prachtvollen Bauten der Hauptstraßen wirken die Gebäude entlang der Bäumenstraße bescheidener und schlichter. Diese Straße entstand im 18. Jahrhundert, einer Zeit, in der drei unterschiedliche Rechtssysteme das Wachstum der Stadt erschwerten. Erst mit der Unabhängigkeit im Jahr 1818 konnte sich Fürth freier entwickeln.
Am Kohlenmarkt fällt besonders das ehemalige Kaufhaus Tietz ins Auge, das 1900 erbaut wurde und bis in die 1960er Jahre in Betrieb war.
Ganz in der Nähe erwartet Sie das Geburtshaus von Ludwig Erhard, das heute das charmante Café Lise beherbergt, benannt nach seiner Frau.
Nur wenige Schritte entfernt befindet sich das Ludwig-Erhard-Zentrum, das spannende Ausstellungen zur Sozialen Marktwirtschaft und dem Wirken von Ludwig Erhard als Kanzler bietet – ein Highlight für Geschichtsinteressierte.
Ein ganz besonderer Ort in der Stadt Fürth ist der Gabrielshof. Einst beherbergte er die Privatsynagoge des Gabriel. Während der Zeit der Dreiherrschaft durften jüdische Familien gegen Zahlung einer Gebühr in Fürth sesshaft werden. Im Laufe der Jahre wurden sie zunehmend Teil des städtischen Lebens. Über fast 400 Jahre lebten Juden, Christen und Protestanten hier überwiegend in friedlichem Miteinander. Heute erinnert ein Mahnmal am ehemaligen Synagogenplatz an diesen bedeutenden Ort des jüdischen Lebens in Fürth.
Die Lauschtour endet am Grünen Markt, einem historischen Platz aus dem 17. Jahrhundert, umgeben von Gebäuden, die größtenteils noch aus jener Zeit stammen. Früher war der Grüne Markt ein lebhaftes Handelszentrum, wo Bauern ihre Waren anboten. Hier befindet sich auch der Gauklerbrunnen, der an die Gaukler und Straßenkünstler erinnert, die dort einst für Unterhaltung sorgten. Zudem war der Grüne Markt ein zentraler Punkt entlang der Handelsroute zwischen Fürth und Nürnberg – der letzte Rastplatz vor der Weiterreise. Ein beliebter Stopp war das Gasthaus „Zum Goldenen Schwan“, wo Reisende Erholung fanden. Auch heute ist der Grüne Markt ein lebendiger Treffpunkt, ideal zum Verweilen. Unweit davon steht die historische Kirche St. Michael, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht.
Ein Besuch in Fürth ist definitiv lohnenswert, denn die Stadt bewahrt bis heute ihren einzigartigen Charme und ihre reiche Geschichte. Besonders beeindruckend fand ich die Rückfahrt mit der U-Bahn von Fürth, ab dem Rathaus, nach Nürnberg. Die Strecke bietet eine ganz neue Perspektive auf die Stadt, da die U-Bahn an einigen Abschnitten sogar überirdisch verläuft. Wenn Sie sich ein Bild von der Schönheit dieser Stadt machen möchten, werfen Sie einen Blick auf meine Fotos – Fürth ist auf jeden Fall eine Reise wert!