Friedberg (Bayern)

Sonntag 07.09.2025:

Am ersten Sonntag im September stand ein ganz besonderer Ausflug an: in die kleine, romantische und geschichtsträchtige Stadt Friedberg bei Augsburg. Ohne lange zu überlegen, entschied ich mich – wie so oft und ganz bewusst – für den ÖPNV und genoss die zahlreichen Vorteile der bequemen Zugfahrt. Schon auf der entspannten Hinfahrt, die morgens kurz vor 9 Uhr ab Übersee startete, fiel mir auf, dass der Regionalexpress aus Salzburg erstaunlich gut gefüllt war, obwohl drei Fahrzeuge miteinander gekoppelt waren und daher eigentlich viel Platz bieten sollten. Der Grund? Ganz klar: Die Sommerferien in Bayern neigen sich langsam aber sicher ihrem wohlverdienten Ende zu, und viele Menschen nutzen die verbleibende Zeit noch einmal für Ausflüge und Reisen.

Entsprechend waren zahlreiche Familien und auch einige Einzelreisende mit großem Gepäck unterwegs, was nicht zu übersehen war.

Dabei frage ich mich jedes Mal, warum so viele Menschen immer wieder auf klobige und oft unpraktische Koffer setzen, die das Reisen mit der Bahn unnötig erschweren und kompliziert machen – besonders beim Umsteigen an belebten Bahnhöfen mit vielen Treppen oder langen Wegen. Mein 65-Liter-Rucksack hingegen bietet ganz genauso viel Stauraum, lässt aber beide Arme und Hände frei, sodass ich problemlos und stressfrei von einem Gleis zum nächsten gelangen kann. Für mich ist und bleibt das einfach die weitaus praktischere und komfortablere Lösung!

Das nahende Ende der Sommerferien war am Hauptbahnhof in München deutlich spürbar und machte sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar. Zahlreiche gut gebräunte Reisende eilten geschäftig von A nach B, wobei sich eine geschäftige und zugleich aufregende Stimmung breit machte, die den Bahnhof zu einem pulsierenden Dreh- und Angelpunkt machte. An dieser Stelle möchte ich die Deutsche Bahn und insbesondere ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter loben: Auf meinen Verbindungen gab es keinerlei Verspätungen oder Probleme zu verzeichnen – ein reibungsloses und angenehm entspanntes Reiseerlebnis, das heutzutage keineswegs selbstverständlich ist und daher umso mehr Erwähnung verdient. In einer Zeit, in der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit leider nicht immer garantiert sind, ist eine solche Erfahrung umso erfreulicher und hinterlässt einen bleibend positiven Eindruck.

In Friedberg angekommen, führte mich mein erster Weg voller Vorfreude direkt zum Startpunkt der Lauschtour durch die Stadt. Dieser befindet sich direkt vor dem Rathaus, einem der markantesten und zugleich geschichtsträchtigsten Gebäude der Stadt. Friedberg ist eine Stadt mit einer faszinierenden Geschichte, die jeden Geschichtsinteressierten begeistert: Im 13. Jahrhundert wurde sie von den Wittelsbachern nach einem durchdachten Plan angelegt, was sich noch heute in der strukturierten und übersichtlichen Straßenführung widerspiegelt. Für die Wittelsbacher hatte Friedberg eine besondere strategische und politische Bedeutung, da die Stadt direkt an der Grenze zwischen Schwaben und Bayern lag und somit wichtige Territorien miteinander verband. Vor dem Rathaus befindet sich der historische Marienbrunnen mit der beeindruckenden Mariensäule, die bis ins Jahr 1599 zurückreicht und ein Symbol für die Geschichte und Widerstandsfähigkeit der Stadt ist. Diese wurde errichtet, nachdem die Stadt von der Pest heimgesucht und schwer getroffen worden war, was die tiefe Dankbarkeit der Bürger damals zum Ausdruck brachte. Besonders beeindruckend ist die nahezu quadratische Stadtmauer, die Friedberg bis heute umschließt und die historische Bedeutung der Stadt eindrucksvoll unterstreicht. Der nächste Lauschtour-Punkt liegt ebenfalls in der unmittelbaren Nähe der Stadtmauer an einem malerischen und idyllischen Aussichtspunkt mit einer beeindruckenden Kulisse. Bei gutem Wetter können Sie von diesem Punkt aus sogar bis in die nahegelegene Stadt Augsburg blicken und die beeindruckende Weite der Landschaft genießen, die eine angenehme Ruhe und Kraft ausstrahlt.

Von diesem Aussichtspunkt genießen Sie zudem einen herrlichen und weitreichenden Blick über die Lechebene, ein Panorama, das die Vielfalt und Schönheit der Region widerspiegelt. Hier lässt sich die historische Salzstraße bestens erkennen, eine bedeutende und strategisch wichtige Handelsroute des Mittelalters, die in der Vergangenheit eine wichtige Rolle spielte. Über diese Strecke wurde das sogenannte „weiße Gold“, also das Salz, von Bad Reichenhall und Salzburg über München in die Lechebene transportiert und erreichte schließlich die bedeutende Handelsstadt Augsburg. In früheren Berichten habe ich bereits ausführlicher über den Salzhandel im Mittelalter geschrieben – ein äußerst lukratives Geschäft, das sowohl den Städten als auch den ansässigen und emsigen Händlern beträchtliche Einnahmen und wirtschaftlichen Wohlstand brachte. Der Handel trug maßgeblich zur wirtschaftlichen Blüte der Region bei und hinterließ Spuren, die bis heute sichtbar und beeindruckend zugleich sind.

Ebenso spielt die Straße zum Ende des zweiten Weltkrieges eine besondere Bedeutung, die bis heute nicht in Vergessenheit geraten ist. An dieser geschichtsreichen Stelle wurde durch die SS eine Straßensperre errichtet, bei der Baumstämme verwendet wurden, um den Zugang zur Stadt zu blockieren. Diese Hindernisse wurden jedoch von mutigen Frauen beseitigt, die sich nicht von der Gefahr abschrecken ließen und dadurch vermutlich in letzter Minute die Zerstörung der Stadt abwenden konnten. So trugen sie entscheidend dazu bei, dass die Stadt vor größerem Schaden bewahrt blieb. Gegenüber dem Aussichtspunkt können Sie einen imposanten Turm erblicken, der auf den ersten Blick wirkt, als sei er schräg abgeschlagen worden, was ihm ein markantes und besonderes Erscheinungsbild verleiht.

Heute befindet sich in diesem einzigartigen Bauwerk ein kleines, charmantes Haus, das in seiner Architektur die Geschichte der Stadt widerspiegelt. Im Mittelalter, als die Stadtmauer noch aktiv zur Verteidigung und Abwehr genutzt wurde, dienten Türme wie dieser als strategische Posten für die Wachsoldaten, die von dort aus ihre wichtige Aufgabe erfüllten. 

Von diesen Standorten aus konnten die Wachen mit ihren Bögen die gesamte Stadt in alle Richtungen effektiv schützen und verteidigen. Insgesamt gab es damals 21 solcher Türme, die so angeordnet waren, dass der Abstand zwischen ihnen stets die doppelte Reichweite eines Bogenschusses betrug, was eine optimale Verteidigung ermöglichte. Folgen Sie dem Weg entlang der historischen Stadtmauer, der Ihnen nicht nur Ruhe, sondern auch den Zugang zu einem weiteren beeindruckenden Turm bietet. Beim gemütlichen Schlendern entlang der jahrhundertealten Mauer werden Ihnen viele interessante und charmante Häuser ins Auge fallen, die Geschichten vergangener Zeiten erzählen. Am nächsten Turm angekommen, haben Sie die einzigartige Gelegenheit, den letzten vollständig erhaltenen Teil der Stadtmauer zu erkunden, der mit seinem originalen Wehrgang ein beeindruckendes Zeugnis der Vergangenheit darstellt und Geschichte erlebbar macht.

Im Jahr 1604 wurde im zweiten Stock dieses Turms ein großer Wasserbehälter installiert – ein bedeutender, wegweisender Meilenstein in der langen und ereignisreichen Geschichte der Stadt. Dieser Behälter sorgte dafür, dass die Stadt erstmals in ihrer Entwicklung mit fließendem Wasser versorgt wurde, was den Alltag der Menschen revolutionierte und die Lebensqualität erheblich verbesserte. Die Lauschtour bringt uns weiter zur Klockergasse, einem Ort voller Geschichte und Geschichten, die darauf warten, entdeckt zu werden.

Hier können wir den Spuren jener Zeit nachgehen, in der im 17. und 18. Jahrhundert ein wahres Wirtschaftswunder in Friedberg stattfand – ausgelöst durch die berühmten Friedberger Uhrenmacher und ihr außergewöhnliches handwerkliches Geschick. Ihre kunstvollen Uhren, wahre Meisterwerke der Technik und Ästhetik, sind heute in angesehenen Museen auf der ganzen Welt zu bewundern und erzielen bei Auktionen beeindruckende Spitzenpreise, die ihren historischen Wert unterstreichen. Um die früheren Wohnhäuser der Uhrmacher kenntlich zu machen, ließ die Stadt Friedberg etwa tellergroße, kunstvoll gravierte Steinplatten an den Hauswänden anbringen.

Das Uhrmacherhandwerk war ein echtes Familienhandwerk: Ehefrauen und Kinder spielten eine wichtige Rolle, indem sie tatkräftig die Herstellung dieser einzigartigen Meisterwerke unterstützten. In den Blütezeiten der Uhrmacherei, einer Phase des enormen Wohlstands, war jedes sechste Haus in Friedberg ein Uhrmacherhaus. Schauen Sie bei Ihrem Spaziergang durch die idyllischen Straßen genauer hin – die liebevoll gestalteten Infotafeln an den Häusern erzählen faszinierende Geschichten. Einige Namen könnten Ihnen bekannt vorkommen, besonders wenn Sie an exklusive, renommierte Uhrenmarken denken, die auch heute noch begeistern.

Unser Weg führt uns weiter zur Stadtpfarrkirche St. Jakob. Vor der Kirche steht das eindrucksvolle Uhrmacherdenkmal, das im Rahmen des großen Stadtfestes "Friedberger Zeit" entstanden ist – ein Fest, bei dem zahlreiche alte Handwerkskünste gefeiert und gewürdigt werden. Hier können Sie nicht nur das kunstvoll gestaltete Denkmal bewundern, sondern auch die Uhr in Aktion erleben, indem Sie das Uhrwerk selbst aufziehen. Dieses kleine, spannende Erlebnis macht die Geschichte lebendig und bietet Besuchern eine einzigartige Verbindung zur Vergangenheit.

Doch Friedberg hat noch viel mehr zu bieten: Nehmen Sie sich Zeit, um gemütlich auf dem Jakobsplatz zu verweilen. Besonders an sonnigen Tagen lädt das Altstadt Café ein, mit ausgezeichnetem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen die Zeit zu genießen und den Trubel der Stadt hinter sich zu lassen. Die Plätze vor dem charmanten Café sind heiß begehrt – ein perfekter Ort, um das malerische Ambiente der Altstadt auf sich wirken zu lassen und die besondere Atmosphäre zu genießen.

Ein Blick nach oben lohnt sich: Der imposante Kirchturm von St. Jakob erzählt ebenfalls seine eigene, spannende Geschichte. Stellen Sie sich vor, wie hoch der Turm einst war – würde man noch die Hälfte seiner heutigen Höhe hinzufügen! Ursprünglich wurde der Turm so erbaut, um die Nachbarn aus Augsburg mit seiner imposanten Erscheinung zu beeindrucken und die Macht der Stadt zu demonstrieren. Doch aufgrund eines zu schwachen Fundaments stürzte er im Jahr 1868 in das Langhaus der Kirche. Da das Fundament nicht verstärkt wurde, entschloss man sich für den heutigen, reduzierten Turmentwurf, der dennoch ein beeindruckender Blickfang bleibt. Das charakteristische rot-weiße Streifenmuster der Kirche ist übrigens von der italienischen Kirche San Zeno in Verona inspiriert – ein Hauch von Italien inmitten von Friedberg, der die Architektur dieser einmaligen Kirche besonders macht.

Nach einem erlebnisreichen Besuch der Kirche und einer stärkenden Pause, die Sie bestens auf die weiteren Erkundungen in Friedberg vorbereitet, führt Sie Ihr Weg zum beeindruckenden Wittelsbacher Schloss. Dieses beeindruckende Bauwerk beherbergt ein faszinierendes Museum, das Ihnen spannende und interessante Einblicke sowohl in die bewegte Geschichte des Gebäudes selbst als auch in die Historie der Stadt vermittelt. Zudem erfahren Sie hier viel über die traditionsreiche und kunstvolle Uhrmacherhandwerkskunst, für die Friedberg berühmt ist. Darüber hinaus werden im Schloss regelmäßig kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen organisiert, die unterschiedlichste Interessen ansprechen. Außerdem haben Sie die wunderbare Möglichkeit, die stilvollen Räumlichkeiten für private Feiern, festliche Anlässe oder andere besondere Gelegenheiten zu mieten, um unvergessliche Momente zu erleben.

Der Weg von der Kirche hinauf zum Schloss ist ein Erlebnis für sich und lädt Sie dazu ein, die malerische und mittelalterlich geprägte Stadt Friedberg noch intensiver und ausgiebiger zu erkunden.

Entlang des Weges entdecken Sie zahlreiche charmante historische Häuser sowie entzückende, gepflasterte Straßenzüge, die den einzigartigen und unverwechselbaren Charakter Friedbergs ausmachen. Ein Besuch des Wittelsbacher Schlosses darf auf keinen Fall fehlen, wenn Sie in Friedberg sind, denn es ist ein absolutes Highlight. Die eindrucksvolle Ausstellung im Museum, die reichhaltige Geschichte sowie die majestätische und prachtvolle Architektur des Gebäudes werden garantiert einen bleibenden und unvergesslichen Eindruck bei Ihnen hinterlassen.

Friedberg ist nicht nur ein Ort mit bewegter Geschichte, sondern auch ein bedeutender und geschätzter Pilgerort. Ein Besuch der Wallfahrtskirche Herrgottsruh sollte daher unbedingt auf Ihrer Liste stehen. Die beeindruckende Architektur, die bis ins kleinste Detail durchdacht wirkt, und der prachtvolle, kunstvoll gestaltete Innenraum dieser Kirche laden dazu ein, innezuhalten, zur Ruhe zu kommen und den Moment in vollen Zügen zu genießen. Hier können Sie Ihre Gedanken ordnen, eine spirituelle Pause einlegen und neue Energie für kommende Herausforderungen tanken.

Zusammenfassend lässt sich zweifellos sagen, dass ein Besuch in Friedberg (Bayern) ein höchst lohnenswerter Bestandteil Ihrer sorgfältigen Reiseplanung sein sollte. Die charmanten, mit viel Liebe geführten Inhabergeschäfte laden zum entspannten Bummeln und Verweilen ein, während das vielfältige kulinarische Angebot selbst höchste Ansprüche erfüllt und wirklich keine Wünsche offenlässt.

Hinzu kommen die faszinierende, historische Architektur der Stadt, die liebevoll gestalteten öffentlichen Plätze, die stets zum Verweilen einladen, und der atemberaubende, malerische Ausblick ins Lechtal – ein Erlebnis, das Sie zweifelsohne lange in Erinnerung behalten werden.

Meine Rückreise verlief auf eine recht ungewöhnliche Weise. Laut DB-Navigator wird empfohlen, in Augsburg Hochzoll umzusteigen, um von dort nach München zu gelangen. Stattdessen kann man die Empfehlung ignorieren und weiter bis zum Augsburger Hauptbahnhof fahren, was meiner Meinung nach eine bessere Alternative darstellt. Dort bietet sich nicht nur die Möglichkeit, Reiseproviant zu besorgen, sondern es gibt auch eine größere Auswahl an Geschäften und Essensständen, bevor es weitergeht. Zudem ist die Wartezeit am Hauptbahnhof kürzer, und die Chancen, einen Sitzplatz im Zug nach München zu ergattern, steigen erheblich.

Auf meiner Reise kam es jedoch zu einer unerwarteten Planänderung. Der Zug von Ulm nach München musste in Augsburg vorzeitig enden, da die Toiletten komplett voll waren und nicht mehr benutzt werden konnten, was natürlich für die Reisenden ein Problem darstellte. Stattdessen wurde ein längerer Ersatzzug bereitgestellt, der mit etwa 10 Minuten Verspätung abfuhr, was für die Situation eine lösungsorientierte und sinnvolle Entscheidung war. Dieses Fahrzeug sollte gewährleisten, dass die Reisenden sowohl bequem sitzen als auch die sanitären Einrichtungen während der Fahrt nutzen können, was den Komfort der Passagiere erheblich steigerte. Der Bahnsteig war aufgrund des Zwischenfalls natürlich gut gefüllt und ziemlich belebt, aber durch den längeren Zug fanden letztendlich alle Reisenden einen Sitzplatz, was die Stimmung spürbar entspannte und so die Reise fortsetzt werden konnte.

Ich persönlich schätze es sehr, dass der Bahnbetreiber in solchen Situationen auf die Bedürfnisse der Fahrgäste reagiert und voll funktionsfähige Fahrzeuge einsetzt, um die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten. Solche Flexibilität ist bemerkenswert und zeigt, dass man als Fahrgast ernst genommen wird.

Weitere Besonderheiten sind auf meiner Rückreise nicht passiert, was nach den anfänglichen Unwägbarkeiten eine willkommene Normalität war. An dieser Stelle muss ich betonen, dass die Mitarbeiter der Bahn stets ihr Bestes geben, um uns Reisende sicher ans Ziel zu bringen und auch bei Schwierigkeiten schnell und kompetent zu handeln. Nutzen Sie also die Gelegenheit und reisen Sie mit der Bahn zu Ihrem nächsten kleinen oder großen Abenteuer – ich werde das definitiv weiterhin tun und freue mich auf weitere Reisen.

Meine bisherigen Erlebnisse mit der Bahn waren zu 99% wirklich positiv, und diese Quote spricht eindeutig für sich!